Schaffhauser Nachrichten, 27.02.03

Anfrage an die Regierung
Problem der Sklaverei bisher wenig bekannt

Die Rolle der Schweiz im Zeitalter des
Kolonialhandels und des Sklavenhandels
wurde lange zu wenig zur Kenntnis ge-
nommen. Zu diesem Schluss ist kürzlich
die Konferenz der Uno über die aktuellen
afrikanischen Entschädigungsforderungen
gegenüber den europäischen Ländern ge-
kommen. Dies teillt Matthias Freivogel (SP,
Schffhausen) in seiner jüngsten parlamen-
tarischen Anfrage an die Adresse des Regie-
rungsrates mit. Da die Sklaverei und der mit
ihr verbundene Handel nach Ansicht des
Präsidenten der Sozialdemokratsichen Partei
des Kantons Schaffhausen auch in unserer
Region verschiedene bisher wenig bekannte
Spuren hinterlassen hat, ruft er die Regierung
zur Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels
der europäischen Geschichte auf.

Konkret schlägt Matthias Freivogel den
Einbezug des Landsitzes "Berbice" in Neuhausen
am Rheinfall in das von der Unesco verfolgte
Projekt zur Schaffung einer "Route des Esclaves"
als symbolische Geste der Wiedergutmachung
vor. Der Bau des von Johann Conrad Winz
oberhalb des Rheinfalls erstellten Landsitzes
soll nach Aussage von Matthias Freivogel
seinerzeit aus dem Gewinn von Geschäften in
einer überseeischen Kolonie in Surinam finanziert
worden sein. Winz besass und leitete verschiedene
Kaffeeplantagen, auf denen unter anderen auch
Sklaven tätig waren. Im weiteren habe mit Johann
Kaspar Wipf ein Hauptmann aus Schaffhausen
für die Wiedereinführung der Sklaverei auf Haiti
gekämpft. (W.J.)