«Strassentafel fürs Museum», 9.6.2009

Ich bin empört und entsetzt über die Umbenennung der Strasse, die in St. Gallen am Anfang des 20. Jahrhunderts zu Ehren von Präsident Paul Kruger getauft worden war. Dabei handelt es sich um einen durchsichtigen Schritt im Namen der «politischen Korrektheit» und in Anwesenheit von Vertretern des heutigen südafrikanischen Regimes. Eines Regimes notabene, das rassistische Gesetze erlassen hat, die den Nachkommen der Buren gleiche Rechte auf dem Arbeitsmarkt, im Finanzsektor und vielen anderen Bereichen verweigern. Und eines Regimes, das sich wenig um die Rechte der verschiedenen Minderheiten im heutigen Südafrika kümmert.

Der politisch gemässigte President Kruger wurde von britischen Imperialisten Ende des 19. Jahrhunderts in einen Krieg gezwungen, weil diese Interesse an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen Südafrikas hatten. Um sie in ihren Besitz zu bringen, brachten sie in einem Ausmass Tod und Verwüstung über das burische Volk, wie man sie zuvor noch nie gesehen hatte. Häuser und Farmen wurden niedergebrannt, Viehherden geschlachtet und die unglücklichen Bewohner in Konzentrationslager verschleppt. Dort starben dann Tausende, vor allem aber Frauen und Kinder. So starben auch vier Brüder und Schwestern meines Grossvaters im Konzentrationslager von Kimberley. Eine brutale Besatzungsarmee von 450 000 Mann stellte damals sicher, dass das burische Volk komplett unterjocht wurde und seiner Freiheit vollständig verlustig ging.

Ich verstehe nicht, wie angesichts dieser Tatsachen die Krügerstrasse in St. Gallen umbenannt werden konnte. Dies in einem Land, das bekannt ist für seine Demokratie und seinen Rechtsstaat und das in anderen Fällen immer wieder ein tiefes Verständnis für die Geschichte gezeigt hat. Mit der Umbenennung der Krügerstrasse wurde die Erinnerung an einen grossen «Freiheitskämpfer» für immer weggespült.

In seiner letzten Botschaft vom 19. Juni 1904 aus Clarens im Waadtland hat Paul Kruger seinem Volk unter anderem geschrieben: «…Sucht daher in der Vergangenheit alles, was gut und schön ist, baut darauf Euer Ideal auf und bemüht Euch dann, dieses Ideal für die Zukunft zu realisieren.»

Derrick Joyce 30, Nye Bevan House Blyth, Northumberland, England
(Übersetzt aus dem Englischen)