Hans Fässler, Cunzstr. 31, 9016 St. Gallen
Telefon: 071 288 39 52,
e-Mail: hans.faessler@kst.ch,
Website: www.louverture.ch


St.Gallen, 25. Mai 2006



Kulturgüterstreit und Wiedergutmachung: eine Umfrage

Sehr geehrte Damen und Herren

Wie Sie vermutlich wissen, beschäftigt mich im Rahmen meiner Arbeit am Kabarettprogramm "Louverture stirbt 1803" und am Buch "Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei" (Zürich 2005) seit längerer Zeit die Frage der Wiedergutmachung von Sklavenhandel und Sklaverei, an welchem Verbrechen gegen die Menschlichkeit ja bekanntlich auch eidgenössische und schweizerische Firmen, staatliche Körperschaften sowie Einzelpersonen beteiligt waren.

Die historische und politische Debatte um die Berechtigung einer solchen Wiedergutmachungsforderung hat meiner Ansicht nach mit dem Kulturgüterstreit zwischen St.Gallen und Zürich und dessen Beilegung eine neue Dimension bekommen. Ich erlaube mir darum, Ihnen einen Fragebogen zu diesem Themenkreis beizulegen, welchen Sie auch bereits per e-Mail bekommen haben. Ich würde mich freuen, wenn Sie ihn bis Ende Juni per Post oder elektronisch an mich retournieren könnten.

Der Fragebogen geht an die St.Galler Mitglieder der eidgenössischen Räte, die Parteipräsidenten/in der St.Galler Parteien, die Fraktionspräsidenten des St.Galler Kantonsrats, die Vorsteherin des Departements des Inneren, die Leitung der Stiftsbibliothek, an Dr. Rainer Schweizer (Universität St.Gallen), Prof. Dr. Kai Hailbronner (Universität Konstanz) sowie an den Präsidenten der Katholischen Administration und den Bischof von St.Gallen. Ich beabsichtige, im Sommer dieses Jahres eine Pressekonferenz mit Joseph Philippe Antonio (ehemaliger Aussenminister Haitis), Claude Ribbe (Historiker und Philosoph, Paris und Guadeloupe) und Francis St. Hubert (Haiti Restitution Commission) durchzuführen und aus diesem Anlass auch das Ergebnis meiner Umfrage zu präsentieren.


Mit freundlichen Grüssen und herzlichem Dank für Ihr Mitmachen


Hans Fässler

Beilage erwähnt


Fragebogen zum Thema "Kulturgüterstreit und Wiedergutmachung"

1) Unterstützen Sie den Anspruch von St.Gallen auf Rückerstattung seiner im Zweiten Villmergerkrieg 1712 geraubten Kulturgüter aus Zürich?
Ja / Nein / Teilweise
Begründung oder andere Antwort: ________________

2) Sind Sie mit der am 27. April 2006 durch St.Gallen und Zürich unterzeichneten Vereinbarung über die abschliessende Beilegung des Konflikts zufrieden?
Ja / Nein / Teilweise
Begründung oder andere Antwort: ______________

3) Erscheint Ihnen der Anspruch von Nachkommen der Opfer von Sklaverei und Sklavenhandel in Afrika, auf dem amerikanischen Kontinent und den Antillen auf Rückerstattung von geraubten Kulturgütern, Identitäten, Lebenschancen und Arbeitsstunden grundsätzlich gerechtfertigt? Ja / Nein / Teilweise
Begründung oder andere Antwort: _______________

4) Erscheint Ihnen die Übertragung der Argumentation im St.Galler Kulturgüterstreit auf Wiedergutmachung für Sklaverei und Sklavenhandel statthaft? Ja / Nein / Teilweise
Falls Nein, warum nicht? _______________

5) Würden Sie konkrete Forderungen seitens schwarzafrikanischer, amerikanischer oder karibischer Organisationen nach einer Wiedergutmachung für Sklaverei und Sklavenhandel unterstützen?
Ja / Nein / Teilweise
Begründung oder andere Antwort: ____________

6) Erscheint Ihnen die Forderung Haitis nach Rückerstattung der diesem Land 1825 abgepressten Lösegeldzahlung von 90 Millionen Goldfrancs durch Frankreich (siehe Interpellation Josef Lang 06.3070) gerechtfertigt?
Ja / Nein / Teilweise
Begründung oder andere Antwort: __________