Die Schweiz und die Sklaverei

Simon Inou

Zwei Bücher sind kürzlich zu diesem Thema im Abstand von zwei Monaten in unserem Nachbarland erschienen. Zuerst „Schwarze Geschäfte“ von Thomas David, Bouda Etemad und Janick Marina Schaufelbuehl. Dieses Buch untersucht einleitend die Beteiligung von Schweizer Händlern, Handelshäusern und Finanzkreisen, danach befassen sich die Autoren mit den Beziehungen zwischen der Schweiz und dem System der Sklavenplantagen in Amerika. Zuletzt werden Bewegungen und Vereine, die sich in der Schweiz für das Verbot der Sklaverei eingesetzt haben, beleuchtet.

Ein zweites Buch, „Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei“, von Hans Fässler durchleuchtet detailliert die Rolle von Schweizer Familien und Orten in der Zeit der Sklaverei. Laut Fässler hat die Sklaverei in der Schweiz Adressen und Postleitzahlen. 19 Ortsarchive zwischen Boden- und Genfersee werden genauer untersucht und liefern interessante Ergebnisse. Fässler unterscheidet nicht in direkte und indirekte Beteiligung an der Sklaverei. Für ihn waren alle, die etwas zur Sklaverei beigetragen haben, beteiligt. Was die Diskussion über Entschädigungen erleichtern kann. Jean Ziegler, scharfzüngiger Globalisierungskritiker und UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, bemerkte in einer Schweizer TV-Literatursendung zu diesem Buch: „Die Schweiz wird morgen entdecken, dass sie sehr stark am Sklavenhandel mitbeteiligt war. Das Buch ist sehr lesbar, klug geschrieben, sehr präzis und sehr nützlich.“

Die beiden Bücher beleuchten dunkle Kapitel der Schweizer Geschichte. Der Mut der AutorInnen, mit allen Risiken zu recherchieren, soll österreichischen ForscherInnen als Vorbild dienen, um den Mythos des „Wir-haben-keine-Sklaven-und-keine Kolonien-gehabt“ zu dekonstruieren. Die Bücher helfen uns, die Rolle von Binnenländern während und in der Zeit nach der Sklaverei besser zu verstehen. Die Zahl der Länder, die von der Sklaverei profitiert haben, wurde sicherlich bis heute unterschätzt. Früher oder später müssen diese Länder selbst mit ihrer Geschichte fertig werden und die Betroffenen entschädigen.

Thomas David, Bouda Etemad, Janick Marina Schaufelbuehl: Schwarze Geschäfte. Die Beteiligung von Schweizern an Sklaverei und Sklavenhandel im 18. und 19. Jahrhundert. Aus dem Französischen von Birgit Althaler. Limmat Verlag, Zürich 2005, 200 Seiten, € 22,60

Hans Fässler: Reise in Schwarz-Weiss. Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Rotpunktverlag, Zürich 2005, 337 Seiten, EUR 22,-