Hans Fässler zeigt auf, welche St.Galler an der Sklavenunterdrückung mitwirkten

Schweizer als Profiteure der Sklaverei

von Franz Welte

Im St.Galler Katharinensaal fand die Buchvernissage mit Hans Fässlers Werk „Reise in Schwarz-Weiss – Schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei“ statt. Weil die Mitfinanzierung der Herausgabe des Buches durch den Lotteriefonds umstritten war und die historische Aufbereitung der Mitbeteiligung der Schweiz am Sklavenhandel auch Skepsis auslöste, ist das Interesse an diesem Buch, das im Rotpunkt Verlag Zürich herausgegeben worden ist, besonders gross.

Wie aus den mit grossem Applaus aufgenommenen Lesungen Fässlers hervorgeht, greift hier der Kabarettist, Mittelschullehrer und Historiker einen Aspekt der Schweizer Geschichte auf, der auch kritischen Zeitgenossen weitgehend unbekannt ist. Zuletzt trat Fässler mit seinem Ein-Mann-Kabarett “Louverture stirbt 1803“ erfolgreich auf. Dieses Programm kann als Vorläufer zu seinem neuen Werk, das im Rahmen eines Urlaubs auf Grund engagierter Urkundenforschung erarbeitet wurde, betrachtet werden, in dem Schweizer Spuren in Sachen Sklaverei auf die Insel Goréé in Senegal und nach Haiti führten. Neunzehn Ortstermine zwischen Boden- und Genfersee kreisen die Beziehungen von Schweizer Kaufleuten, Offizieren, Auswanderern, Bankiers, Familienunternehmen, Reisenden und Philosophen zu jener Institution ein, die 2001 endlich zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit erklärt wurde. Dabei werden die historischen Feststellungen nicht einfach trocken aufgezeigt, sondern in Form einer lebendigen Mischung von Porträts der Protagonisten. Seitenblicke auf die südafrikanische Apartheid, deren schweizerische Unterstützung eines der schwärzesten Kapital der schweizerischen Politik nach dem Zweiten Weltkrieg darstellt, fehlen freilich ebenfalls nicht.


St.Galler Geschäftsleute stark involviert

St.Galler Geschäftsleute waren recht stark in die Sklaverei involviert, davon zeugen die Geschlechter Rietmann, Schlumpf und Högger, Zollikofer, Gsell und Scherrer.
Klar, dass Fässler in St.Gallen einen Abschnitt aus seinem Kapitel über Jacob Laurenz Gsell (1815 bis 1896) vorlas. Dieser reiste nach Brasilien und kehrte als reicher Mann zurück – samt schwarzem Diener. Gsell hatte sein Geld auf Grund der Sklavenwirtschaft gemacht. Er bezeichnete die “Befreiung der Neger“ gar als das Schlimmste, was passieren könne.


Freude am gebrochenen Widerstand

Der Autor liess bei der Vernissage erkennen, dass er sich wegen des Widerstandes gegen die Erforschung der Mitbeteiligung der Schweiz an der Sklaverei auch amüsierte. So war für ihn der Widerstand der “Stahlhelmfraktion“, wie er es nannte, offensichtlich willkommen. Sie gab ihm Auftrieb, und er lud auch den Fraktionspräsidenten zum Anlass ein. Dieser soll aber dankend abgelehnt, aber immerhin erwähnt haben, dass es unstatthaft sei, über den Computer der Kantonsschule Trogen “private“ Korrespondenz zu verbreiten.


Fässler hofft auf Folgen

Fässler hofft, dass sein Buch Folgen haben wird. „Bis jetzt hat die Schweiz keine Wiedergutmachung bezahlt, aber sie muss...“ ist er überzeugt. Im Reichtum der Schweiz liege auch Profit aus der Sklaverei.