ZÜRICH

Intervention bei CS wegen Sklaverei-Akten

Der Zürcher Stadtrat soll sich bei der Credit Suisse (CS) dafür einsetzen, dass dort liegende Dokumente über einstige Zürcher Sklaverei-Geschäfte geöffnet werden. Der Gemeinderat überwies am Mittwoch ein entsprechendes AL-Postulat mit 67 zu 55 Stimmen.

Die Akten zu Schweizer und Zürcher Beteiligungen an Skaverei- Geschäften im 18. und 19. Jahrhundert gehörten der seinerzeitigen halbstaatlichen Zinskommission Leu & Co. Sie lagern heute bei deren Rechtsnachfolgerin CS. Diese will die Archive nicht öffnen. Sie beruft sich auf das Bankgeheimnis.

Laut der Postulantin sticht dieses Argument nicht. Immerhin gehe es um Bankkunden von vor 200, 300 Jahren. Es gehe nicht um Kritik an der heutigen CS oder an heutigen Institutionen und Geschäftsleuten, sondern einzig um die Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der Geschichte. Die Mehrheit des Rates folgte dieser Meinung.

Einen Bericht auf Grund von zugänglichen Akten hatten im Auftrag des Zürcher Stadtrates zwei Historiker im September vorgelegt. Der Gemeinderat hatte dies per AL-Postulat angeregt. Der Bericht hielt fest, dass Zürcher und Zürcher Institutionen im 18. Jahrhundert an Sklaverei-Geschäften beteiligt waren, wenn auch nicht in sehr grossem Ausmass.

«Vorwärts schauen»

Gegen weitere Nachforschungen im Auftrag der Stadt wandten sich SVP, FDP und CVP. Sie fanden, dies würde zu weit gehen. Es gebe viele dunkle Kapitel in der Menschheitsgeschichte, sagte etwa ein FDP-Vertreter. Und es gebe auch heute überall auf der Welt schreckliche Vorgänge - auch noch immer Sklaverei. Wichtig sei, diese heutigen Probleme zu lösen. Es gehe darum, vorwärts zu schauen.

Auch Stadtpräsident Elmar Ledergerber wollte den Vorstoss nicht entgegennehmen. Die Sklaverei sei schrecklich gewesen. Es sei aber nicht am Stadtrat, dieses Kapitel erforschen zu lassen. Falls sich Historikerinnen und Historiker aus eigenem Antrieb um Akteneinsicht bei der CS bemühten, werde er aber gern seine guten Dienste anbieten. (sda/ufl)