Zyniker rund um den Globus

Text: Schade, dass der Tagesanzeiger in seinem Artikel den Kulturgüterstreit zwischen St.Gallen und Zürich auf eine Provinzposse mit skuriler Note reduziert und just jene Aspekte ignoriert hat, die weit über Limmat und Steinach hinausweisen. Man hätte aufzeigen können, warum es gerade ein Globus ist, der zum Prestigeobjekt und zum Zankapfel wird: Globen sind seit seit dem 16. Jahrhundert die Symbole und Instrumente des euopäischen Ausgriffs auf die Welt, mithin also Ikonen der gewaltsamen Kolonialisierung. Man hätte auch aufziegen können, welch ungeheurer Zynismus in der Tatsache steckt, dass jene bürgerlichen Kreise, die sich bei der Schweizer Flüchtlingspolitik, bei den jüdischen Konten auf Schweizer Banken, bei Hauptmann Paul Grüninger und bei der Apartheid immer gegen die Aufarbeitung und die Wiedertgutmachung von historischem Unrecht wehrten, plötzlich bis 1712 zurück gehen wollen, wenn es für ihre katholisch-bildungsbürgerliche Identität wichtig ist.

Hans Fässler (im TA irrtümlich: Heinz Fässler)