Frage Stefan von Bergen:
Es gibt in der Schweizer Literatur den Hang zur Selbstbezichtigung. Der Autor Hans Fässler etwa fordert Wiedergutmachung für Schweizer Geschäfte mit der Sklaverei vor 250 Jahren. Fordern Sie eine Entschuldigung für die Schweizer Aktivität in Ruanda?

Antwort Lukas Bärfuss:
Das können nur die Opfer fordern. Mir hat die Entwicklungshilfe schliesslich nichts getan. Ich bin Schriftsteller und will eine Geschichte erzählen. Die moralische Verfehlung, der Betrug, die Täuschung interessieren mich als Gegenstand der Literatur. Ich glaube nicht zu wissen, was richtig und falsch ist. Ich beschäftige mich mit dem Unmoralischen, weil es zum Menschen gehört. Ich weiss, es gibt eine Angst in der Schweizer Literatur vor einer unkorrekten Gesinnung. Ich habe diese Angst nicht.

Interview auf: http://www.espace.ch/artikel_489862.html