Thurgauer und Sklavenhandel

Hans Fässler stand Rede und Antwort über seine Arbeit

Das Buch «Reise in Schwarz- Weiss», das die Schweizer Beteiligung an der transatlantischen Sklaverei dokumentiert, schlug in St. Gallen hohe Wellen. Der Autor Hans Fässler war zu Gast im Kultur Cinema.

HUGO BERGER

Dass die Schweiz seinerzeit im Sklavenhandel involviert war, ist zwar nicht ganz neu, trotzdem hat das Buch von Hans Fässler «Reise in Schwarz-Weiss», das im vergangenen Jahr erschienen ist, zu heftigen Reaktionen und zahlreichen Leserbriefen geführt. Der St. Galler Autor wurde am Freitag im Kultur Cinema über seine Arbeit befragt. Fässler beschreibt in seinem Buch ein komplexes Wirtschaftssystem im 16. bis 18. Jahrhundert. Kräftig mitgemischt im Handel mit Zucker, Kakao und Baumwolle – und damit von der Sklaverei profitiert – haben auch Handelsfirmen aus der Schweiz, zum Beispiel aus St. Gallen oder aus Bürglen und Hauptwil.
Schweizer besassen Plantagen

Die Beteiligung von Firmen ging laut Fässler sogar noch weiter: Nicht wenige reiche Schweizer Familien besassen in Südamerika Plantagen, auf denen Sklaven arbeiteten. Möglich geworden sei dieser Sklavenhandel nur durch die Beteiligung westafrikanischer Eliten.

Die Zahl 1803 führte zum Stoff

Auf den Stoff sei er zufällig gekommen, erzählt Fässler. Bei der Bearbeitung des Kabarettprojektes für das 200-Jahr-Jubiläum des Kantons St. Gallen habe er auf einer Suchmaschine im Computer das Gründerjahr 1803 eingetippt. Dabei sei er auf Haiti und die Schlacht von Vertiéres gestossen. Erstaunt habe er festgestellt, dass damals auch 600 Schweizer Soldaten gegen den Sklavenaufstand gekämpft hätten. «Mein Buch ist ein kleiner Beitrag zur Wiedergutmachung. Die damaligen Ereignisse müssen laut formuliert werden», ist der Historiker überzeugt. Auf die Frage, warum er sich so leidenschaftlich für die Vergangenheit einsetze, wo es doch heute die moderne Sklaverei zum Beispiel in China zu bekämpfen gäbe, meinte Fässler, man müsse beides sehen. Im Übrigen habe er sich auch in der Anti-Apartheid-Bewegung engagiert.