4. Januar 2007

Wiedergutmachung der Sklaverei: Schweizer Regierung gefordert

Basel, 04.01.07, akte/ Der Bundesrat hat die Beteiligung schweizerischer Bürger, Unternehmen und Organisationen am Sklavenhandel zutiefst bedauert, sich für eine kritische Aufarbeitung des Unrechts ausgesprochen, das in der Zeit des Kolonialismus und der Sklaverei begangenen wurde, und eine vermittelnde Rolle der Schweiz in Konflikten zwischen Drittweltländern und ehemaligen Kolonialmächten angeboten. Dieses Versprechen soll er nun einlösen, verlangt eine Motion, die Jo Lang, Alternative Zug, gemeinsam mit 30 Mitunterzeichnenden am 19. Dezember 2006 im Nationalrat eingereicht hat.

Darin wird der Bundesrat beauftragt, konkrete Initiativen zu ergreifen: Er soll sich im Rahmen der UNO für die Überprüfung der 2001 an der Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban beschlossenen Massnahmen einsetzen und zusammen mit anderen „kleineren Sklaverei- und Kolonialnationen“ wie Schweden, Dänemark und Deutschland die Aufarbeitung und Wiedergutmachung des seit Durban als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ gebrandmarkten Sklavenhandels einleiten.

Weiter soll er sich für die Umsetzung der von der Schweiz am 28. November 2006 mitunterstützten UNO-Resolution „Commemoration of the two-hundredth anniversary of the abolition of the trans-Atlantic salve trade“ engagieren. Dabei gelte es nicht nur, für ein würdiges Begehen des Gedenktages vom 25. März 2007 zu sorgen, sondern auch für die in der Entschliessung verlangte Integration der Geschichte von Sklaverei und Sklavenhandel in schweizerische Bildungssystem und die Lehrpläne. Zudem wird der Bundesrat in der Motion aufgefordert, seine guten Dienste für eine einvernehmliche Lösung in den Verhandlungen zwischen Haiti und Frankreich anzubieten, stellt Haiti doch die berechtigte Forderung nach Restitution der 90 Millionen Goldfrancs, welche die Sklavenkolonie für ihre Unabhängigkeit 1825 an Frankreich bezahlen musste.

Bewegung in die Debatte zur Rolle der Schweiz im transatlantischen Sklavenhandel brachten in den letzten Jahren neue historische Forschungen wie das von Niklaus Stettler, Peter Hänger und Robert Labhardt 2004 publizierte Buch: Baumwolle, Sklaven und Kredite über die Basler Welthandelsfirma Burckhardt & Cie. (siehe akte-Kurznachrichten 4/2004) oder die von Hans Fässler 2005 beschriebenen Schweizer „Ortstermine in Sachen Sklaverei“ (siehe akte-Kurznachrichten 1/2006). Diese Werke belegen, dass sich Schweizer Bürger und Firmen weit aktiver als bisher angenommen am Sklavenhandel beteiligt und damit bereichert haben.

Quellen: Motion 19.12.06: Schweizer Initiativen zur Wiedergutmachung der Sklaverei, Interpellation 21.03.06: Die Schweiz und die Sklaverei, Antwort des Bundesrates vom 31.05.06, Kommentar des Historikers HansFässler vom 03.06.06, www.louverture.ch

Von: Christine Plüss, arbeitskreis tourismus & entwicklung, Basel