Ironie mit historischen Details

Was haben der haitianische Revolutionsführer Toussaint Louverture, Verkehrskreisel, Fluglärm in Altenrhein und Ed Fagan gemeinsam? Es sind alles Eckpunkte in Hans Fässlers Kabarett-Programm mit dem Titel "Louverture stirbt 1803".

Manuela Olgatti

Wigoltingen - Einige einführende Worte richtete die Museumspräsidentin, Helen Regenscheit, am Samstagabend an ein kleines Publikum in der Wigoltinger Mehrzweckhalle. Bei dem musikalischen und politischen Kabarett mit Verwandlungskünstler Hans Fässler erlebten die Besucher schliesslich hoch stehende Unterhaltung, als Zeichen für den Glauben an das Recht auf Freiheit gegen Sklaverei, Ausbeutung und Unterdrückung. Es war ein etwas anderer Beitrag zu den 200-Jahr-Jubiläumsfeierlichkeiten. Der St. Galler Kabarettist Hans Fässler begrüsste als "Tele-Oha-Moderator der Show "XY-Chromosom, Kinder suchen ihre Eltern", das Publikum.

Kandidat der Show war ein 200-jähriger Herr S.G. aus der Schweiz. Doch was hat dies mit dem haitianischen Revolutionsführer Louverture zu tun? Die Bonaparte Harddisk brachte erste Hintergrundsinformationen. Mit der Taste "Entführung aus dem Detail" gings rasant weiter zu den Gemeinsamkeiten von Napoleon, der Ostschweiz, Haiti und dem Heidiland. Die Tagesschau mit Auslandkorrespondent Werner van Gent - mit leicht verwehter Frisur - zeigte, wie St. Galler Soldaten im Namen Napoleons nach Haiti segelten, nur, um dort zu sterben als sie versuchten, den Sklavenaufstand zu druchbrechen. Dabei wurde der schwarze Anführer der Aufständischen, Toussaint Louverture, gefangen genommen, bis er 1803 in Frankreich starb. Dieser geschichte wollte Hans Fässler etwas ironisches entgegensetzen. Als Lehrer, Historiker und Kabarettist wirkte er auf der Bühne mit guten Fähigkeiten im Nachahmen von Persönlichkeiten und in verschiedenen Sprachen.

Historisch und politisch

Glaubwürdig fuhr auch der amerikanische Anwalt Ed Fagan mit einer Sammelklage ein. Die vielen Folien, die Hans Fässler präsentierte, machten die Zusammenhänge verständlicher. Trotzdem musste bei manchem Zuschauer spätestens vor der Pause etwas Sturm im Kopf gewesen sein ob der schnellen satirischen Fahrt. Während Hans Fässler die Geschichte im Verlauf des Abends immer durchsichtiger werden liess, machte er einige abstruse Gedankensprünge. Er illustrierte unter anderem den Dreieckshandel mit Sklaven, textiline und Rohwaren in Afrika, Amerika und Europa. Die Doppellektion Geschichtsunterricht mit Lernzielen, die Hans Fässler definierte, erreichte ihr Ziel. Aus Dank für die Aufmerksamkeit verzichtete Fässler auf eine Lernkontrolle. Und es war dem Publikum trotz allem zum Lachen zumute.


[Thurgauer Zeitung, 8.9.2003]