Das Napoleon-Chromosom

Hans Fässlers «Louverture stirbt 1803» in Dottenwil

WITTENBACH. Das Grün der Wiesen kämpft mit dem alles einnehmenden Gelb des Hahnenfusses. Vögel zwitschern inmitten der betörenden Duftwolken, die von den blühenden Baumkronen ausströmen.

Gnadenlose Satire

Noch ist der Tag hell, die Abendluft warm, obwohl die Nacht vor der Türe steht. Der Sommer klopft leise an die Fenster. Doch oben im Schloss Dottenwil scheint das niemand zu bemerken. «Was häsch du für ä Nummere?», fragt ein Mann seine Begleitung. «Do chömer jo gar nöd nebetenand sitze», meint er etwas erschrocken, als er merkt, wie weit die Sitze voneinander entfernt sind. «Das erste Gesellschaftsspiel haben wir jetzt hinter uns gebracht», meint der Vertreter der IG-Dottenwil schmunzelnd, als die Masse von Zuschauern endlich platziert ist. Die Sitze sind dicht gestuhlt und alle belegt, einige Besucher müssen sogar stehen. Alle sind sie gekommen, um ihn zu sehen: Hans Fässler. Er schlüpft in die verschiedensten Rollen, singt, musiziert und setzt dabei manches Detail der St. Galler Kantonsgeschichte in das gnadenlose Licht der Satire. Eben war er noch Tagesschausprecher, nun spielt er Auslandkorrespondenten Walter van Gent. Um den Wind zu simulieren, schaltet er den Fön an, der ihm die Haare zerzaust. Dann legt er los - in niederländischem Akzent. Das Publikum schmunzelt, grinst, prustet laut heraus.


Hellraumprojektionen als Stilmittel: Hans Fässler im Dottenwiler Schloss-Saal (Bild: Michael Freisager)

«Es Föteli vom Fööteli»

«Viele Leute glauben, Bonaparte sei ein Catering-Service der Migros», erklärt der Vermarkter von Napoleons Internetseite. In der Sendung «XY-Chromosom» hilft Fässler als Tele-Oha-Moderator Kindern, ihre Eltern zu finden. «Do hämer nur äs Föteli vom Fööteli gha», meint der Moderator.  

Suzana Cubranovic