"L’Ouverture stirbt 1803"
Kabarett und Satire zum Kantonsjubiläum
c/o lic. phil I Hans Fässler
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Embassade de Russie
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3006 Bern

St. Gallen, 24. November 2000


Alte Sowjetflagge

Sehr geehrter Herr Borschafter

Bevor ich mein Anliegen vorbringe, möchte ich mich kurz vorstellen: Ich habe nach Absolvierung des Gymnasiums in St. Gallen an der Universität Zürich Englisch und Geschichte studiert und auch das Mittelschullehrerdiplom erworben. 1984 -1994 war ich Mitglied des Grossen Rates und 1986 -1993 Sekretär der Sozialdemokratischen Partei des Kantons St. Gallen. Zur Zeit bin ich Mittelschullehrer an der Kantons-schule in Trogen und Hausmann mit zwei Kindern. Ausserdem war ich in jüngster Zeit noch Mitglied der Verfassungskommission des Kantons St. Gallen.

Für das Kantonsjubiläum im Jahre 2003 habe ich nun zusammen mit den Musikern Willi Häne und Fabio Pasqualini ein Projekt eingereicht: Ein Kabarettprogramm soll auf satirische Art und Weise die Geschichte des Kantons St. Gallen und seine aktuelle Befindlichkeit darstellen. Dabei wird dem Thema "Fremdherrschaft" in dreifacher Hinsicht eine zentrale Rolle zukommen: zum einen in Form der realen französischen Okkupation, welche die Kantonsgründung erst ermöglicht hat, sodann in Form der imaginären sowjetischen Okkupation, welche als Drohgebärde das innenpolitische Klima der ganzen Nachkriegszeit nachhaltig geprägt hat, und schliesslich in Form der heute vor allem von rechtsnationalen Kreisen projizierten künftigen "Fremdherrschaft" durch supranationale Organisationen wie EU und UNO.

So habe ich bereits die bischöfliche Kanzlei und den Administrationsrat angefragt, ob ich für eine Fotoaufnahme die Szene von 1798 nachstellen dürfe, als der helvetische Regierungskommissar Erlacher aus Basel, welcher mit den Franzosen nach St. Gallen gekommen war, "die Trikolore von den Türmen der Klosterkirche wehen liess" (Thürer, Band II, Seite 121). Auch habe ich bei der Staatskanzlei um die Bewilligung nachgesucht, eine imaginäre Szene aus dem Kalten Krieg nachzustellen, als man oft den Spruch hören konnte, wenn die Schweiz nicht wachsam sei, würden die Russen eines Tages "die Panzerketten im Bodensee waschen" (gewissermassen die Fortsetzung der Angst vor den "Kosaken, die ihre Pferde im Bodensee tränken werden"). Diese alptraumhafte Szene bestünde darin, dass am Regierungsgebäude die Flagge mit Hammer und Sichel gehisst würde.

Obwohl sich der Bewilligungsprozess bei den oben genannten Instanzen noch etwas hinzieht, möchte ich mich in der Zwischenzeit bereits auf die oben erwähnten historischen Nachstellungen vorbereiten. Dazu benötige ich aber die alte Fahne der Sowjetunion mit Hammer und Sichel. Ich möchte Sie nun anfragen, ob Sie auf der Botschaft noch über eine solche verfügen und sie mir für eine kurze fotographische Aufnahme zur verfügung stellen könnten.

Ich danke Ihne im voraus für Ihre kostbare Augfmerksamkeit und grüsse Sie freundlich.

Für das Projekt "L'Ouverture stirbt 1803"

Hans Fässler