"Der Brasilianer" May aus Hünigen

Sein Patensohn und Erbe Gabriel Emanuel May verkaufte Ursellen 1802 dem Ratsherrn Karl Emanuel von Stürler. An Hünigen aber wandte er alle Sorgfalt und gab dem Schloss die bis heute bestehende schöne Gestalt.

Im Dienst der holländischen Generalstaaten stieg er noch zwei Sprossen höher als sein Pate. Seine Patente, grosse Pergamente mit roten Siegeln, liegen im Familienarchiv von May in der Berner Burgerbibliothek. 1759 hatte er 18-jährig als Unterleutnant begonnen. 1781 befehligte er als Hauptmann eine Kompanie. Über den Oberst hinaus wurde er 1789 Generalmajor und 1794 Generalleutnant, was der Rangstufe unter dem General entsprach. Sein einziges Kind stammte aus seiner Ehe mit einer Holländerin, die 1792 starb, als der Knabe Gabriel ein Jahr alt war. In zweiter Ehe verband sich May mit einer Bernerin.

Der Sohn wurde für die Bevölkerung "der Brasilianer". Denn nach Offiziersdiensten in England und Holland zog er mit 29 Jahren 1820 nach Brasilien und baute mit Sklaven Kaffee und Tabak an. Seine riesigen Plantagen lagen im Küstenstaat Bahia, der sich 10 bis 15 Grad südlich des Äquators erstreckt. 1832-35 weilte May daheim und ging dem über 90-jährigen Vater zur Hand. Seine Reisepässe im Familienarchiv geben Auskunft. Er fuhr nochmals übers Meer und kehrte reich zurück. Der Allgemeinheit stiftete er das Spital Montmirail.

[aus: Heinz Balmer: "Als Hünigen noch Herren hatte", in: Mitteilungsblatt Familienforschung Schweiz
Juni 2002, auch auf: http://www.eye.ch/swissgen/ver/chbull69.htm]