Die Schweiz und ihre Rolle im Sklavenhandel:
"Treffen der drei Welten" in Trogen AR

Trogen AR (sda) Historiker aus Senegal, Haiti und der Schweiz haben bei einem "Rencontre des Trois Mondes" in Trogen AR über den Sklavenhandel im Dreieck Europa, Afrika und Amerika gesprochen. Kritisch beleuchtet wurde auch die Rolle der Schweiz.

Initiant des "Treffens der drei Welten" war der St. Galler Historiker, Kabarettist und frühere SP-Kantonsrat Hans Fässler. Er hatte mit Recherchen über die Beteiligung von Schweizer Geschäftsleuten am Sklavenhandel und seinem Kabarett "Louverture stirbt 1803" eine neue Diskussion zum Thema in Gang gesetzt.

Aus afrikanischer Sicht erklärte der Historiker Ibrahima Seck aus Senegal, wie der Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Amerika bis Anfang des 19. Jahrhunderts funktionierte. Afrikanische Stammesfürsten hätten durch Tauschgeschäfte (Waffen gegen Sklaven) mitprofitiert - allerdings zumeist unter Zwang.

Jeannot Hilaire, Leiter der haitianischen UNO-Delegation in Genf, erinnerte daran, dass sein Land Jahrhunderte lang, auch noch nach der Erlangung der Unabhängigkeit 1804, unter den Folgen des Kolonialismus und des Sklavenhandels litt. Haiti habe seine Unabhängigkeit zu teuer erkauft.


"Kein Ruhmesblatt"

Für die Ausserrhoder Regierungspräsidentin Alice Scherrer ist der Handel mit Sklaven und Kolonialwaren "kein Ruhmesblatt in der Geschichte der Menschheit". Es müsse in Zukunft möglich werden, "dass wir nicht auf Kosten anderer leben". Wie gross diese Aufgabe sei, habe die gescheiterte WTO-Konferenz in Cancun gezeigt.

Laut Hans Fässler besteht heute eine Tendenz, sich offener mit Fragen rund um die Sklaverei auseinanderzusetzen. Dies zeige etwa die Antwort der Ausserrhoder Regierung auf einen Vorstoss im Kantonsrat. Die Regierung hatte sich darin bereit erklärt, eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas zu unterstützen.


Parlamentarische Vorstösse

Vorstösse zum Sklavenhandel wurden in einer konzertierten Aktion auch im Nationalrat und in zehn weiteren Kantons- und Stadtparlamenten eingereicht. Fässler zeigte sich in einer Zwischenbilanz unterschiedlich zufrieden mit den Antworten.

Das "Rencontre des Trois Mondes" in Trogen fand im 1763 erbauten prunkvollen Haus der Kaufmannsfamilie Zellweger statt. Diese gehörte zu jenen Dynastien, die durch direkte oder indirekte Beteiligung teilweise Profite aus dem transatlantischen Handel mit Sklaven zogen. Heute dient das Gebäude als Gemeindehaus.

Notiz: Dokumentation von Hans Fässler im Internet: www.louverture.ch


[sda, 17. September 2003]