La Rencontre des Trois Mondes
17. September 2003 10.45 Uhr in Trogen

Meine Damen und Herren

Ich heisse Sie herzlich willkommen zu dieser Begegnung der drei Kontinente Amerika, Afrika und Europa hier in Trogen, das eine offene, eine weltläufige Gemeinde ist, begonnen mit den Zellwegerschen Handelsfamilien, über die Kantonsschule, die auch Ausländern offenstand, Henry Dunant, den Gründer des Internationalen Roten Kreuzes, der hier verkehrte, das Pestalozzidorf, das schon unzähligen Kindern und Jugendlichen zum Ort der Geborgenheit geworden ist, bis zu Elisabeth Pletscher.

Dass dieser Anlass hier stattfindet, ist deshalb auf eine ganz besondere Art stimmig.

Lieber Hans Fässler, lieber Matthias Weishaupt, ich danke Euch.

Meine Damen und Herren, wir alle spüren, dass das eine ausserordentliche Begegnung ist. Ich begrüsse Monsieur Ibrahima Seck aus Sénégal und Monsieur Jeannot Hilaire von Haiti – mit Hans Fässler repräsentieren Sie gleichsam das Dreieck Europa, Afrika, Amerika.

Selbstverständlich kennen wir die Geschichte des Dreieckshandels: die europäischen Kaufleute, die in Westafrika gegen Feuerwaffen und wertlosen Ramsch menschliches Handelsgut eintauschten, die Afrikanerinnen und Afrikaner in Uebersee als Sklaven verkauften, die dafür Kaffee, Indigo, Baumwolle und Zucker erstanden und damit in Europa riesige Vermögen machten.

Selbstverständlich kennen wir diese Geschichte von grossen Handelshäusern und denken daran zum Beispiel in Bordeaux, das einst ein wichtiger atlantischer Umschlagplatz in diesem Dreieckshandel war, wir denken daran, wenn wir die grossartigen, repräsentativen Bauten bewundern, die in dieser Zeit mit dem erworbenen Reichtum entstanden sind.

Aber wir sind uns dieser Zusammenhänge kaum bewusst, wenn wir mehr als 1000 km östlich des Atlantiks die Patrizierhäuser und die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leistungen unserer Handelsfamilien bewundern.

Der Dreieckshandel ist gewiss kein Ruhmesblatt in der Geschichte der Menschheit, wir können die Qualen der entführten und als Sklaven gehaltenen Menschen und ihrer Nachkommen gar nicht ermessen. Aber nichts hindert uns daran, auch 200 Jahre später die Lehre daraus ziehen.

Es muss möglich werden, dass wir nicht auf Kosten anderer leben, dass wir unsere Existenz sichern, ohne die Existenz und Integrität anderer zu gefährden oder gar zu zerstören. Dass das harte Arbeit ist, hat uns das Scheitern der WTO - Konferenz von Cancun gezeigt.

Alice Scherrer
Landammann Appenzell Ausserrhoden