Was mir an der Berner Antwort spontan auffällt:

1) Immer wieder wird betont, die Beteiligung sei keine "direkte" gewesen. Ein Drittwelthistoriker (z.B. aus Afrika oder der Karibik) würde da nur lachen. Wer Aktien zeichnet, finanziert den Sklavenhandel und ist daran beteiligt. Und zwar ziemlich direkt. Man muss nicht selber die Peitsche schwingen, um an einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt gewesen zu sein.

2) Wenn BE stolz darauf ist, die offenbar "schmutzige" dänische Anleihe von 1760 nicht gezeichnet zu haben, so sind jene privaten Berner, die das getan haben, umso mehr drin. Und um welchen Umfang es sich dabei gehandelt hat, macht Lüthy unzweifelhaft klar: "Comme dans les derniers emprunts sardes, la participation du patriciat bernois fut considérable - près de 100.000 écus, c'est-à-dire un cinquième du total de 2,5 millions de l.t.".

3) Ähnlich den Thurgauern, welche den "Gyger von Bürglen" plötzlich nicht mehr als Thurgauer anschauen, als er Dreck am Stecken zu haben scheint, ist es seltsam, dass Haller fein raus ist, weil er kein Berner sein soll. Und wenn er es gewesen wäre? Und was ist mit denen, die eindeutig Berner sind?

4) Dadurch, dass die "bescheidene Rolle" von Bern herausgestrichen wird, werden logischerweise Städte wie St. Gallen, Basel, Neuenburg und Genf belastet. Wollen die Berner das?

5) Ich bin der Meinung, dass in der Berner Antwort die Kritik am Sklavenhandel etwas gar spät angesetzt und auch marginalisiert wird.

6) Höchst spannend, wie die nicht ethische Anlagepolitik geschildert wird: "Bis dahin sorgten sich die meisten Investoren in keiner Art und Weise um den ethischen Charakter ihrer Anlagen. In Bern war im 18. Jahrhundert nur die Sicherheit der im Ausland getätigten Anlagen Gegenstand einer kritischen Überwachung." Ist das heute sehr viel anders? Die Apartheid des 20. Jahrhunderts lässt grüssen.

7) Woher weiss der Regierungsrat, dass es nichts mehr zu finden gibt? Wer waren z.B. jene Privaten, welche die dänische Anleihe zeichneten?

Hans Fässler, September 2003